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Innovate Healthcare

Während einer interessanten Veranstaltung der AOK Hessen hörte ich den Vortrag von Dr. med. Tobias D. Gantner, MD, PhD, MBA, LL. M., dem Geschäftsführer der HealthCare Futurists GmbH zu. Ich war schlichtweg begeistert davon und dachte mir, dass ich Ihnen diesen Vortrag auf gar keinen Fall vorenthalten möchte. 

Herr Dr. Gantner hat sich eines Themas verschrieben, welches uns alle betrifft, also die Gesunden und die Kranken. Er thematisiert die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Sicherlich ist Ihnen der Begriff Digitalisierung im Alltag schon häufiger begegnet, was aber bedeutet er für uns zukünftig im Umgang mit unserer Gesundheit, lesen Sie dazu den folgenden Artikel.

Digital überall: Bei uns steht der Patient im Mittelpunkt… und damit im Weg.

Wie die digitale Transformation im Gesundheitswesen die Rolle von Arzt und Patient auf den Kopf stellt.

  1. Beziehung ist und bleibt wichtig, egal welches Medium wir dafür verwenden. Beziehung ist auch Vernetzung mit Menschen, die nicht direkt vor Ort sind.

  2. Die Digitalisierung erleichtert uns, uns zu vernetzen. Die Welt wird eine globale Nachbarschaft mit vielen kleinen Dörfern, die Interessensgebiete spiegeln. Das ist auch eine Chance für die Selbsthilfe.

  3. Wir sprechen von digitaler Transformation: Wo kommt diese Transformation her, was treibt sie an?

    Das Smartphone gibt es gerade erst einmal 10 Jahre und es hat unser Leben schon sehr stark verändert.Die meisten von uns führen einen digital bereicherten Lebensstil.

    Ab
    er auch Geschäftsmodelle haben sich verändert: Taxi durch Uber (amerikanischer Fahrdienstanbieter), Hotellerie durch Air B’n’B (amerikanisches Prinzip für Untermieter auf Zeit über Internetvermittlung), Buchhandel durch Amazon, Versicherungen durch Direktversicherer, Banking durch Onlinebanking etc.

    Was verändert sich in der Medizin? Was werden Pharmaunternehmen in Zukunft machen? Was werden Ärzte tun? Wie werden Krankenhäuser arbeiten in einer digitalen Zukunft?

  4. Tenor: Die Zukunft kann niemand vorhersagen, aber wir können versuchen sie mit zu gestalten und ein wenig vorhersehen, wo die Reise hingehen könnte.

  5. Vorhersagen sind schwierig vor allem, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. Auch Gottliebe Daimler lag gewaltig daneben, als er prophezeite, dass der Bedarf an Automobilen von 1. Mio nicht überschritten werde, allein schon aufgrund des Mangels an Chauffeuren. Er dachte die Zukunft ganz geradlinig. Aber die Zukunft läuft wie ein Hase.

  6. Um Zukunft zu gestalten braucht man Träume, Mut und den richtigen Weg. Dazu gehört aber auch Geld, um diese Ideen umsetzen zu können. Nicht immer haben wir in der Vergangenheit richtig gelegen oder die richtigen Personen unterstützt.

  7. Digitale Transformation bedeutet aber auch viele Schlagwörter, die neu, fremd oder gar geheimnisvoll sind: 

    Künstliche Intelligenz

    Blockchain (neuartiges Zahlungsverfahren) 

    Gamification (virtuelle Güter, Auszeichnungen und Erfahrungspunkte)

     etc.

  8. Es ändert sich also viel und gerade in Bereichen, die sich nur langsam verändern führt das zu starken Spannungen. Der Arzt als Halbgott war ja zunächst sehr paternalistisch. Allein das Wort Arzt hat ja dieselben Wurzeln wie „Erz-Engel“ oder „Erz-Bischof“, darin steckt das Wort „Anfang, Beginn“, Arché – doch die Ärzte merken immer mehr, dass auch sie Teil einer arbeitsteiligen Gesellschaft sind. Den Superhero gibt es nur noch in den eigenen Wunschvorstellungen.

  9. Und somit haben sie auch Angst, wie sich die Zukunft verändern könnte. Insbesondere fürchten die Ärzte, dass sie von künstlicher Intelligenz kontrolliert oder gar ersetzt werden könnten. Aber vielleicht ist es ja auch eine sinnvolle Ergänzung?

  10. Wir haben jetzt alle Zutaten für eine gute Geschichte beieinander: "Veränderung und Unsicherheit" und natürlich auch "Geld und Macht". Das ergibt das digitale Drama in sieben Akten:

    Alles ist digital und wir sind Cyborgs – aber das ist nicht schlimm.

    Die Maslow Pyramide muss erweitert werden um W-Lan und Batterie.

    Selbst Kondome verfügen über Sensoren.

  11. Der Arzt der Zukunft ist hochauflösend.

    Alte Computer hatten eine grobe Pixelgrafik und man brauchte viel Phantasie, um bei Spielen wirklich Spaß zu haben.
    Heute sind die Grafiken fast lebensecht.

    Auch in der Medizin ist das so. Während wir heute 2 – 3 Mal Blutzucker messen pro Tag, ist das heute dank moderner
    Technik eines Pflasters nun sekundengenau möglich.

    Wir lernen somit sehr viel über uns und beispielsweise unsere individuellen Stoffwechselwege, über unser Genom, Proteom und  Endosom. Das wird dazu führen, dass unsere  Behandlungsschemata sich immer genauer an unsere biologischen und biochemischen Bedürfnisse anpassen.

    Der Arzt muss sich entscheiden, welche Rolle er annehmen wird. Die Patienten, allen voran die jungen Chroniker werden nicht auf ihn warten.

  12. Während das Gesundheitssystem noch über die unheilige Dreifaltigkeit nachsinnt, hat buchstäblich der letzte schon die Messe verlassen. Dr. Google tritt immer häufiger an die Stelle des Arztes.

  13. Somit haben wir im besten Wortsinn eine Reformation. Das Internet sind die mobilen Lettern Gutenbergs und einzelne Autoren bringen ihre Übersetzung komplexer medizinischer Themen online, wie Luther seine Bibel. Insofern lebe die Reformation.

  14. In Deutschland sind wir da eher noch etwas rückständig, aber in England gibt es ein Startup, Babylon Health, das mit 60 Mio finanziert ist und Patienten ermöglicht über eine App selbstdiagnostisch tätig zu werden. Diese App wird in England erstattet und ist der erste Schritt zur digitalen Diagnostik. Es ist sehr interessant, das Mission Statement sich einmal genauer anzusehen.

  15. Das Patient Empowerment, die Patienten Ermächtigung soll aber nicht dahin gehen, dass beispielsweise Krankenkassen den Patienten Do-it-yourself Kits senden.

  16. Es geht um Zuhören und miteinander lernen, es geht um Transparenz und die Begegnung auf Augenhöhe. Der Arzt wird vom Bestimmer zum Begleiter. Es geht vom arztzentrierten Egosystem zum Ökosystem, in dem auch Pflegekräfte, Physiotherapeuten integriert werden.

  17. Und dann ist da noch die Tatsache, dass einfach etwas Cooles im Healhtcare Bereich fehlt. Produkte sind eher stigmatisierend und langweilig. Das sollten wir versuchen mit den Möglichkeiten der digitalen Transformation zu ändern.

  18. Big Data ist Big Bullshit: Ein Buzzword soll hier erwähnt werden, das immer wieder durch die Medien geistert. Was ist Big Data eigentlich und was kann es? Warum ist es möglicherweise wichtig für Patienten?

    Big Data bedeutet: So viele Daten sammeln, wie es nur irgend geht und hoffen, dass ein Computer daraus ein Muster
    erkennen kann. Wenn das klappt, könnten viele neue Forschungsergebnisse daraus entstehen.

    Wir sammeln Daten mit sehr vielen Geräten: Smartwatches etc., die neuartige Sensoren verwenden, wie z. B. mein
    Spektrometer, das sogar bestimmte Medikamente erkennt.

    Auch die Versicherungsbranche hat sich schon neue Geschäftsmodelle überlegt.

    Big Data kann aber auch tatsächlich Leben retten, da Big Data Mustererkennung ist.Programme sind in der Lage, 
    EKGsselbstständig zu lesen und auszuwerten. Diese Auswertungen können Hochrisikopatienten erkennen und herausfiltern.

    Doch wem gehören die Daten? Wer darf damit arbeiten? Wer darf die Daten kennen? Darf ich meinem Arzt auch Daten unterschlagen?

    Darf man ggf. sogar Geld damit verdienen, Daten zu tauschen und diese auswerten zu lassen?

  19. Viele Patienten und Patientenorganisationen haben begonnen, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen: Sie bauen Medizinprodukte oder verbessern Bestehendes.

    Mr. Bionic Hand – Nicolas Huchet

    Doch Geräte können auch gehackt werden, eine absolute Sicherheit wird man nicht bekommen.

    Auch Crowdfunding, also alle legen Geld zusammen, ist eine neue Option, Innovationen zu fördern, wie z. B. Gluco Light.

    Ein paar Internet of Healthy Things Geräte: Schnuller, iShrine,

    3D Druck von Sportschuhen – Mass Customization.

    3D Druck von Medikamenten: Dosisanpassung auf den tatsächlichen Bedarf und schnellere Verstoffwechselung.

  20. Hackathons: Gemeinsam etwas machen, zusammen arbeiten, lernen.

    Hackathons an unterschiedlichen Orten und mit unterschiedlichen Partnern.

    Hackathon Geschichten mit Patientenorganisationen.

    Hackathon Ergebnisse.

    Was entwickelt sich an technologischen Neuerungen?

    Was entwickelt sich in der Versorgungsrealität? Ohnearztpraxis auf dem Land, Doktorling,

    Ordinando etc. – Twinning is winning, d. h. von digitalen Geschäftsmodellen für die Medizin lernen.

  21. Ausblick

    Nicht stigmatisierendes Wohnen als Beitrag zur Lebensqualität.

    Die
    Möglichkeiten der Voice Recognition.

    Die Zukunft ist nicht linear.

    Neue Spieler im Gesundheitswesen: Apple, Audi, Adidas, Amazon etc.

    Startups, welche Hürden haben diese um in den Markt zu kommen.

    Abschlusstatement: Der Arzt wird sich unter dem digitalen Druck wandeln, aber auch die Rolle des Patienten:

    Möglicherweise wird sprechende Medizin wichtiger durch die Digitalisierung,

    Patienten sollen sich einbringen: Rapid Prototyping, Ideen sammeln und Online Angebote prüfen und nutzen. 

Ein großes Dankeschön an Hr. Dr. Gantner für die Bereitstellung dieses Vortrags!

Weiterführende Informationen zu diesem und vielen anderen Themen finden sie unter: http://www.healthcarefuturists.com/
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